Bezahlbarer Wohnraum: wo, wenn nicht in Berkersheim-Süd? Aber sicher nicht in Berkersheim-Ost!
Die Schaffung von bezahlbarem Wohnraum ist das akute Problem der Stadtgesellschaft. Auch die Initiative Berkersheim-Ost hat sich von Anfang an der Suche nach sozial- und umweltverträglichen Wohnen in Frankfurts kleinstem Wohnstadtteil verschrieben. Daher hat sie der Stadtpolitik und –verwaltung als Ergebnis eines langen Denk- und Diskussionsprozesses Berkersheim-Süd/Preungesheim statt Berkersheim-Ost vorgeschlagen. Denn das Gebiet Ost liegt infrastrukturell defizitär am absoluten Siedlungsrand Frankfurts im Lärmdreieck aus B3 und Main-Weser-Bahn. Das Gebiet Süd verspricht hingegen qualitätsvolle Innentwicklung durch die Schließung einer Bebauungslücke im Grenzgebiet der drei angrenzenden Stadtteile Preungesheim, Berkersheim und Frankfurter Berg. Eine „Lösung mit Charme“ war rasch die Antwort der Politik.
Schnell kristallisierten sich zwei Hauptargumente gegen diesen Gebietstausch heraus: die Nähe von Süd zum Gewerbegebiet August-Schanz-Straße und die aktuelle natur- und regionalplanerische Einstufung. Die Antwort des Magistrats (B 451): 1. Ein Heranrücken von Wohnbebauung an ein bestehendes Gewerbegebiet ist prinzipiell planungsrechtlich zu bewältigen, d.h. es ist möglich, und 2. beide (gleich großen) Gebiete sind von hoher Bedeutung für den Artenschutz; das Gebiet Ost ist für das Stadtklima sogar eindeutig wichtiger. Im Klartext: beide (Gegen-) Argumente bedürfen sicherlich einer intelligenten Antwort, jedoch stellen sie für den Tausch kein Hindernis dar, weil sie schlicht lösbar sind. Obwohl der Magistrat in seinem Bericht von der Lösbarkeit der Probleme ‚gesprochen‘ hat, sieht er den Vorschlag Süd als „nicht aussichtsreich“ an.
Gefragt ist der politische Wille!
Und für diesen politischen Willen spricht doch vieles: denn Süd ist eine „Lösung mit Charme und Substanz“. Wo, wenn nicht in Berkersheim-Süd will man angesichts der Fakten denn bezahlbaren Wohnraum in Frankfurt schaffen?
- Das Gebiet gehört zu 75% der Stadt – die ABG als städtische Gesellschaft kann das Gebiet entwickeln mit Wohnungsangeboten an Mittelstand, junge Familien, Senioren und Studenten. 30 % geförderter Wohnraum: kein Problem! Und das bei der Möglichkeit einer städtischen Bebauung, die sich an den vorhandenen Siedlungskanten -strukturen orientiert.
- Es ist schon jetzt infrastrukturell nahezu erschlossen: Schule, Kindergärten, Supermärkte in Laufnähe.
- Das ÖPNV-Angebot ist bereits jetzt lückenlos vorhanden: U5 mit Ausbauperspektive bis 2022, Buslinien inkl. einer Tagentialverbindung zur Straßenbahnlinie 18.
- Auch ökologisch ist das Gebiet potential stark: es liegt in der Nähe sowohl des Fernwärmenetzes als effizientes Form der Energieversorgung als auch nahe des Nahwärmenetzes „Edwards Gardens“.
- Sorgt man zudem für einen breiten Grünzug entlang des Gewerbegebietes erreicht man eine Abstandsfläche zwischen „Wohnen und Arbeiten“ und erhält zudem im Kern die wichtige Kaltluftverbindung sowie die naturnahe Grünverbindung zwischen Preungesheim und dem Niddatal. Das Gebiet Ost kann zudem als Ausgleich ökologisch noch weiter aufgewertet werden.
Die Politik, die sich in wenigen Wochen dem Wähler stellt, muss jetzt und gerade auch am Beispiel Berkersheim-Süd über die Parteigrenzen hinweg beweisen, dass sie es ernst meint, mit der Lösung des Wohnraumproblems. Von bezahlbarem Wohnraum zu träumen und zu reden ist das Eine, ihn durch Sachüberlegungen, Kompromissbereitschaft und entschlossenes Handeln zu schaffen, ist das Andere. Am Ergebnis aber werden sich alle Beteiligten in Politik und Verwaltung messen lassen müssen.